Impfungen für Hühner - Was, Wann und Wie?


Gegen die meisten der häufig vorkommenden und teilweise tödlich verlaufenden Krankheiten bei Hühnern gibt es Impfungen. Trotzdem sind sehr viele Hühner in Hobbyhaltungen und Rassegeflügelzuchten nicht geimpft und erkranken (und sterben) viel zu oft an einer dieser Infektionskrankheiten.


Wieso ist das so? Die Diagnostik von Geflügelkrankheiten und das Erstellen von Impfschemata für Hühner und anderes Geflügel verlangen eine tiefgehende Spezialisierung des Tierarztes / der Tierärztin. Hühner haben ganz eigene Krankheitserreger und spezielle Impfungen, von denen viele auf eine ganz bestimmte Art und zu einem festgelegten Zeitpunkt verabreicht werden müssen – sonst wirken sie nicht.


Außerdem gibt es so gut wie alle Impfungen für Hühner und anderes Geflügel nur in Packungsgrößen für 1000 Tiere oder mehr. Will man 3 Hühner impfen, muss man eine Packung für 1000 Tiere öffnen und die restlichen 997 Dosen nach kurzer Zeit wegwerfen.

Aus diesen beiden Gründen haben die meisten Tierärzte gar keine Impfungen für Hühner zur Verfügung, nur spezialisierte Geflügeltierarztpraxen führen die notwendigen Impfstoffe in ihrer Hausapotheke. Klingt alles sehr kompliziert und mühsam? Ist es aber eigentlich gar nicht! Als Fachtierarztpraxis für Geflügel wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick geben, gegen welche Krankheiten man zu welchem Zeitpunkt impfen kann und sollte.

Marek:


Die Marek´sche Krankheit, auch Hühnerlähmung genannt, ist sicher die bekannteste Erkrankung, gegen die man bei Hühnern impfen kann. Sie wird ausgelöst durch Herpesviren (wie Fieberblasen beim Menschen), die das Tier schon in sehr jungem Alter infizieren. Diese Viren sind im Prinzip überall zu finden, wo es Hühner gibt. Man kann also davon ausgehen, dass jedes Huhn in Österreich früher oder später mit dem Krankheitserreger Kontakt hat. Nach dem Erstkontakt können sich unterschiedliche Verläufe entwickeln, die man im Vorhinein aber nicht vorhersagen kann:


  • Keine Erkrankung: So wie nicht alle Menschen Fieberblasen bekommen, erkranken auch nicht alle ungeimpften Hühner klinisch an Marek. Wie groß dieser Anteil bei den eigenen Jungtieren wäre, kann man leider nicht sagen.
  • Nervale Form: Das ist wohl die bekannteste Form von Marek. Eine meist einseitige Lähmung der Extremitäten, die leider in den allermeisten Fällen zum Tod führt. Diese Form tritt vor allem bei Jungtieren ab der 6. Lebenswoche auf.
  • Tumoröse Form: Diese Form ist meistens weniger bekannt, aber deswegen nicht seltener. Durch das Virus entstehen multiple Tumore im ganzen Körper, die das Tier langsam schwächen und schließlich sicher zum Tod führen. Diese Form wird oft nur als hohe Sterblichkeit bei Jungtieren wahrgenommen, aber ohne postmortale Sektion nicht mit Marek in Verbindung gebracht.


Um die Tiere gegen Marek zu schützen müssen sie einmalig am ersten Lebenstag per Nadel geimpft werden. Eine spätere Verabreichung der Impfung, z.B. nach 10 Tagen, bietet leider keinen Ausreichenden Schutz vor der Erkrankung. Aufgrund der Häufigkeit der Krankheit empfehlen wir diese Impfung für alle Hühnerküken. Besonders in Haltungen, in denen bereits Tiere an Marek verstorben sind, müssen neue Küken unbedingt geimpft werden.


Wir bieten an unserem Praxisstandort Marek-Impfungen ab einem Tier an. Für den Transport müssen die Küken durchgehend in wirklich warmer Umgebung sein (Wärmeflaschen, viel Einstreu, vorgeheiztes Auto, etc.), da junge Küken sehr temperaturempfindlich sind.



Kokzidien:


Kokzidien sind Einzeller, die im Darm von Geflügel und mit dem Kot ausgeschieden werden. Sie sind sehr weit verbreitet und in fast jeder Geflügelhaltung zu finden. Während erwachsene Legehennen meistens gut mit ein paar Kokzidien zurechtkommen, können vor allem Jungtiere schwer an Kokzidiose erkranken und häufig daran sterben. Eine Diagnose von Kokzidien ist mit einer mikroskopischen Untersuchung einer Sammelkotprobe leicht und schnell möglich.


Es gibt viele unterschiedliche Kokzidien, die unterschiedlich schwere Erkrankungen hervorrufen. Die bekannteste Variante ist die rote Kükenruhr, verursacht durch Eimeria tenella, bei der Küken stark blutigen Kot absetzen und schnell sterben. Die verschiedenen Kokzidien verursachen leider keine Kreuzimmunität. Haben die Tiere also eine Infektion mit einer Kokzidienart überstanden, sind sie trotzdem nicht geschützt gegen eine andere Art und können erneut erkranken.


Eine einmalige Impfung gegen die häufigsten Kokzidienarten bietet einen sehr guten Schutz gegen die Krankheit. Sie wird in der ersten Lebenswoche als Spray verabreicht. Werden die Küken auch gegen Marek geimpft, kann man die Kokzidienimpfung damit kombinieren und die Tiere gegen beide Krankheiten zugleich impfen. Da Kokzidien sehr häufig vorkommen und oft schwere Erkrankungen bei den Jungtieren auslösen können, empfehlen wir die Impfung dringend. Wichtig ist, dass nach einer Impfung NICHT gegen Kokzidien behandelt werden darf und KEIN Kokzidiostatikum im Futter sein darf – da sonst die Impf-Kokzidien abgetötet werden und keine Immunität aufgebaut werden kann.



IB:


Die infektiöse Bronchitis (IB) ist ein Coronavirus, das bei jungen Küken eine teilweise schwere Atemwegserkrankung verursacht. Noch wichtiger sind allerdings die Schädigungen der Eier-produzierenden Organe. Bei Infektionen von Junghennen (vor der Legereife) können die Organe so stark geschädigt werden, dass die Tiere nie anfangen Eier zu legen. Bei Infektionen von erwachsenen Legehennen kommt es zu ganz typischen Veränderungen der Eischale. Zu Beginn der Infektion werden die Eier an den Polen etwas aufgeraut (wie Sandpapier) – das spürt man am besten, wenn man vorsichtig mit dem Finger darüberfährt. Im weiteren Verlauf können die Eierschalen deutlich wellig, dünn und durchscheinend werden, auch Eier ohne Schale sind möglich. Diese Symptome können auch Anzeichen anderer schwerer Krankheiten sein (z.B. Eileiter-Bauchfell Entzündung) und sollten daher schnell bei einer auf Geflügel spezialisierten Tierarztpraxis abgeklärt werden.


Um gegen IB geschützt zu sein, müssen die Hühner mehrmals während der Aufzucht und danach viertel- bis halbjährlich in der Legeperiode geimpft werden. Die erste Impfung der Küken kann man mit den Impfungen gegen Marek und Kokzidien kombinieren. Die weiteren Impfungen werden einfach über das Trinkwasser verabreicht. In großen Herden wird IB immer geimpft, die Impfung ist aber auch bei kleinen Herden sinnvoll. Auch bei erwachsenen Legehennen ist eine regelmäßige Auffrischung der Impfung wichtig, da eine IB-Erkrankung das Huhn belastet und anfälliger für andere Krankheiten macht.



Gumboro:


Die Gumboro Krankheit, auch IBD genannt, wird durch ein Virus verursacht und löst eine starke Immunschwäche und teilweise hohe Sterblichkeit bei Küken aus. Die einmalige Impfung kann in den ersten Lebenswochen erfolgen und zählt bei größeren Herden zu den Standardimpfungen. Auch im Hobbybereich kann Gumboro starke Probleme verursachen, vor allem wenn unterschiedliche Altersgruppen gehalten werden. Bei häufigen Krankheitsfällen bei den Jungtieren empfehlen wir eine Impfung gegen Gumboro.



Salmonellen:


Salmonellen sind Bakterien und nur selten für Hühner gefährlich. Es gibt aber Salmonellen-Arten, die beim Menschen schwere Durchfälle und Allgemeinerkrankungen auslösen (S. enteritidis und S. typhimurium). Trägt ein Huhn solche Salmonellen in sich, können diese über den Kot, das Fleisch und die Eier auf den Menschen übertragen werden. Besonders immungeschwächte Personen wie Kinder, Menschen mit Immunkrankheiten, alte Menschen und Schwangere haben ein hohes Risiko schwer an Salmonellose zu erkranken.


Es ist möglich Hühner und Puten gegen die Salmonellen-Arten zu impfen, die beim Menschen Erkrankungen hervorrufen können. Die Tiere müssen dazu zwei- bis dreimal über das Trinkwasser oder mit Nadel geimpft werden. Hühner in Beständen mit mehr als 350 Tieren müssen laut Gesetz gegen Salmonellen geimpft werden. Aber auch bei weniger Tieren, kann die Salmonellenimpfung sinnvoll sein. Vor allem, wenn die Eier gegessen und an andere Personen verkauft werden, empfehlen wir dringend eine Impfung gegen Salmonellen.

 

Die bisher angeführten Impfungen waren ein kleiner Ausschnitt aus den zur Verfügung stehenden Impfstoffen. Impfungen gegen andere Krankheiten (z.B. ILT) müssen nicht immer durchgeführt werden, können aber bei Bedarf eingesetzt werden, um die Krankheitsausbreitung zu stoppen. Am besten ist es gemeinsam mit unseren Geflügel Spezialisten einen auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten Impf-Plan zu erstellen.